Der Auftakt zur neuen Dark-Fantasy-Reihe
was passiert:
Ein magisches Artefakt, von dem das Schicksal aller Welten abhängt, verschwindet auf mysteriöse Weise – und so will Erzmagier Mikadelu drei durch eine Prophezeiung Auserwählte auf die Suche danach schicken.
“So, Miki”, sagte Rosabel. “Sie erklären uns jetzt, wie zum Blutmond Ihr bescheuerter Plan funktionieren soll. Ich fasse aber gerne noch einmal zusammen, warum er meiner Meinung nach nicht funktionieren kann. Die Fakten: Ihr Weltenretter-Team, das heißt wir, sollen gegen eine unbekannte böse Macht antreten, die locker mit Zaubereien hantiert, zu denen weder Sie noch Ihre Profikollegen fähig sind, und die es geschafft hat, den bestbewachten Ort der Welt spurlos zu betreten und wieder zu verlassen. Das Einzige, was uns für unsere Aufgabe qualifiziert, ist unsere völlige Unbekanntheit, weil wir so kein Aufsehen erregen.”
Rosabel:
“Tänzerin” im zwielichtigen Nachtclub Rote Laterne, hat ein Lächeln von zuckersüß bis giftig im Repertoire.
Nichts Weltliches ist ihr fremd; die Kundschaft und deren Auftreten im Nachtclub verstärkt ihr Misstrauen gegen die amtierende Regierung, und die allseits herrschende Bigotterie ekelt sie an. Sie ist auf der Flucht vor einem dunklen Rätsel tief in ihrem Inneren und ist eigentlich nur deshalb mit den zwei anderen auf der Reise, weil sie sich dafür eine Lösung erhofft. Sie achtet nur die Gesetze der Straße und ihren eigenen Gerechtigkeitssinn, der vor allem allergisch auf die Benachteiligung von Frauen reagiert. Ihr Mundwerk ist genauso schwer zu bändigen wie ihre roten Dreadlocks – damit bringt sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihre Gefährten in tödliche Gefahren. Und da helfen auch ihre überraschend zu Tage tretenden Kampfkünste der “Schwesternschaft” nicht viel.
Shaina:
Die junge Studentin, die als zufälliges Opfer eines Brandanschlags eine medizinische Gesichtsmaske tragen muss, um nicht schlimmste Qualen zu leiden. Leider hat sich das Grauen nicht nur in ihr Gesicht eingegraben: Bei ihren Hassausbrüchen auf ihr Spiegelbild und auf die ganze Welt weiß auch ihre beste Freundin Virginia kaum zu helfen. Trotz Bestnoten an der magischen Universität muss Shaina ihre wahre Begabung als Teil von Tamlissar, der Schlange der Erzmagie, erst entdecken – statt im geschützten Umfeld der Universität ausgerechnet auf der gefahrvollen Reise, auf die der Direktor sie und zwei Nichtmagier geschickt hat, weil er niemand anderem mehr trauen kann.
vigo:
Der athletische Hüne, den seine Frau mit dem gemeinsamen Sohn verlassen hat, um mit einem Schauspieler ein “neues, aufregendes Leben” zu beginnen. Weder sie noch sein sonstiges Umfeld ahnt, dass der pedantische, immer alle Vorschriften einhaltende Metronautfahrer jener Soldat war, der entscheidend zum zeitigen Ende des letzten Kriegs beigetragen hat. Doch anders als die öffentlich gefeierten Helden hat er einen Geheimbefehl ausgeführt und ist bis heute traumatisiert vom eigenen Tun. Gequält von der Frage, ob es überhaupt möglich ist, in einer falschen Situation eine richtige Entscheidung zu treffen, stolpert er mit seinen zwei Begleiterinnen in ein Abenteuer, von dem er hofft, dass es diesmal im Licht endet, wenn sie es überleben und erfolgreich abschließen. Doch die Chancen dafür stehen ungünstig, da anzunehmen ist, dass ihre Mission durch ihre mächtigen Gegner längst enttarnt ist…
Sie ließen eine Reihe von verlassenen Torfstecherdörfern hinter sich, dann führte die Straße in einen Wald aus Kiefern und Birken, der sie mit grauen Nebelschwaden empfing. In den Schatten des Waldes verstärkte sich der Eindruck, dass von den Pferden eine eigene Helligkeit ausging, ein fahles Licht wie von dem bald vollen Mond, der blass über ihnen am Himmel stand. Die Reiterin zügelte das Tempo etwas und warf immer wieder kurze Blicke nach links und rechts in das Zwielicht zwischen den Bäumen. Der Nebel wurde dichter. Aus der Ferne war das Heulen eines Wolfes zu hören und nur wenige Augenblicke danach kam eine Antwort aus der entgegengesetzten Richtung, deutlich näher diesmal. Die Frau in Weiß ritt unbeirrt voran.
In der Luft lag ein modriger Geruch. Die Reiterin verlangsamte das Tempo noch weiter und näherte sich vorsichtig einer Brücke, die sich vor ihr im Nebel abzeichnete. Es war eine sehr schmale, alte Holzbrücke über einem Graben, dessen Böschung steil zu schwarzem Wasser abfiel. Das andere Ufer hatte der Nebel vollständig verschluckt. Die Reiterin kam an der Brücke an und stieg vom Pferd. Sie schaute auf die Erde, als suche sie etwas, hob den Kopf, als lausche sie nach etwas, streckte ihre zarten Finger aus, als taste sie nach etwas.
„Mhm“, sagte sie.
Sie führte ihr Pferd langsam auf die Brücke, das andere folgte. Als sie das Ende der Brücke erreicht hatte, hielt sie inne und blickte zu Boden. Aus der Tiefe drang ein Schaben, Kratzen, Wühlen. Sie tat einen Schritt zurück. Eine halb skelettierte Hand brach aus der Erde und griff nach der Stelle, wo sie gerade noch gestanden hatte. Weiße Maden wanden sich aus demselben Loch wie die tastende Hand, eine ölige, schwarze Flüssigkeit quoll hervor. Die Frau wich langsam zurück, ohne den Blick abzuwenden und ohne eine Regung zu zeigen, während sich aus dem Morast, unter Zuckungen und Röcheln, ein modernder Körper schälte. Je weiter sie sich mit den Pferden zurückzog, desto mehr verhüllte der Nebel wie ein gnädiger Vorhang das groteske Schauspiel, bis er ganz zugefallen war. Sie erreichte die Mitte der Brücke, wandte sich um und beschleunigte ihre Schritte, nur um wieder anzuhalten. Die Erde am anderen Ufer wölbte sich ruckartig zu einer schwarzen Beule.
„Er ist also zurück“, sagte sie.
Die Beule platzte auf, und ein augenloser Schädel, überzogen von wächserner Haut stieß tollwütig um sich beißend daraus hervor, ein halb verrotteter Rumpf folgte. Die Frau zog sich, gefolgt von den Pferden, in die Mitte der Brücke zurück. Von beiden Seiten drangen aus dem Nebel pochende, schmatzende Geräusche. Etwas schlug immer wieder dumpf auf dem Holz der Brücke auf und löste sich dann wieder davon. Dann mehrfach das Geräusch aufplatzender Erdbeulen. Die Frau blickte über das Geländer in den Graben unter ihr. Als hätte das schlammige Wasser auf ihr Zeichen gewartet, begannen Blasen daraus aufzusteigen. Ein Gurgeln erscholl. Die Frau seufzte und lehnte sich mit dem Rücken an das Geländer. Aus ihrer Handtasche holte sie eine Zigarette und ein Feuerzeug hervor. Die Pferde standen wie erstarrt links und rechts von ihr. Sie zündete die Zigarette an und nahm einen tiefen Zug. In der weißgrauschwarzen Welt um sie war die Glut der einzige Farbfleck. Sie stieß den Rauch sanft aus.
„Das hier ist jetzt wirklich die letzte.“
Die Körper kamen in großer Zahl von beiden Seiten aus dem Nebel auf sie zu, manche gekrochen, manche gewankt. Sie blickte auf die beiden Pferde.
„Ihr seid hier nicht von Nutzen.“
Das Licht der Pferde erlosch, und sie zerflossen in Nichts. Gepäck, Sattel und Zügel fielen auf die Brücke. Die Frau zog ein weiteres Mal kräftig an der Zigarette. Dann noch einmal. Und noch einmal. Die Glut leuchtete von Mal zu Mal heller auf und brannte nach dem dritten Zug in einem beständigen grellroten Schein. Sie beugte sich nach unten und zog mit der Zigarette, so als hielte sie eine Kreide in der Hand, einen Kreis neben sich, der in demselben Rot aufleuchtete wie die Glut. Sie zeichnete einen weiteren solchen Kreis um sich und erhob sich, als die ersten fäulnisgezeichneten Leiber den Glutschein erreichten.
Sie hielt die Zigarette vor ihren Mund und pustete die Glut neben sich, mit einem Atem, der unerschöpflich schien: Die Funken sprühten als ununterbrochener Strahl knisternd in den anderen Kreis und begannen dort dessen Form umherwirbelnd nachzuzeichnen, verdichteten sich zu einer lodernden Feuersäule. Die wandelnden Kadaver hielten inne. Die Frau schleuderte ihre Zigarette von sich und rief:
„Almandaras!“
Die Flammen sanken hinab und gaben den Blick frei auf eine große menschenähnliche Gestalt, deren völlig haarlose, glänzend schwarze Haut von einem leuchtenden Muster aus gelben Streifen und Flecken überzogen war. Die Augen des Wesens glühten vor Macht, die Luft um es herum flimmerte. Als es mit einer Stimme sprach, die in einem Moment klang wie prasselndes Feuer, im nächsten wie zischende Lava, die sich ins Meer ergießt, züngelten Flammen aus seinem Mund. „Schandflecke! Spottgeburten! Höllengezücht! Staub und Asche sollten sie längst sein, vergangen, zurückgekehrt in die Erde, aber sie klammern sich mit geliehener Kraft an ihr widernatürliches Dasein! Lasst mich sie sengen, verbrennen, einäschern, zerstören, vernichten!“
„Tu das“, sagte die Frau in Weiß. „Aber pass dabei auf, dass meinen Sachen nichts passiert.“ Sie zog einen Kamm aus ihrer Tasche und fügte hinzu: „Und der Brücke natürlich auch nicht.“ Während das Feuer um sie herum brüllend wütete, kämmte sie sich zunächst sorgfältig die Haare, machte sich eine hübsche Hochsteckfrisur zurecht, zückte dann einen kleinen Handspiegel, um Puder aufzutragen, kontrollierte ihren Lippenstift, überschritt aber bei alldem den Glutkreis nicht. Dann blickte sie sich naserümpfend um und fächelte mit der Hand den Rauch fort.
„Puuuh … Ich hätte nicht gedacht, dass sie jetzt noch schlimmer riechen würden. Aber es war wieder eine Freude, mit dir zusammenzuarbeiten.“ Das Wesen verneigte sich vor ihr. Sie lächelte und sagte: „Du kannst gehen.“ Daraufhin erlosch das Wesen. Gleichzeitig verschwanden die beiden Glutkreise.
Wenige Augenblicke später sprengte die Frau in Weiß mit ihren beiden Pferden über die Brücke, über verkohlte Körper und rußige Knochen hinweg, Rauch und Asche aufwirbelnd. Der Nebel hatte sich gelichtet. Das Geheul der Wölfe erklang erneut, doch dieses Mal, als wäre darin eine Spur von Wut.
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